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Das Auge genießt mit – Latte Art für Kaffeegenießer

Blätter, Herzen und weitere, feine Gebilde zieren die Krone unseres Cappuccinos. Mit viel Gefühl lassen sich Milchschaum und Espresso zu einem kleinen Kunstwerk vereinen, das nicht nur den Gaumen erfreut. Doch der richtige Umgang mit Milchkännchen und Tasse will gelernt sein. Wir verraten Tipps und Tricks für die eigenen Kreationen.

Ein Mann gießt mit Latte Art das Muster einer Tulpe in eine Kaffeetasse

Cappuccino, Latte oder Espresso Macchiato – Kaffeespezialitäten mit geschäumter Milch werden mittlerweile in vielen Varianten angeboten. Neben der richtigen Röstung, Bohnenauswahl und der Zubereitung gibt es einen Bereich, der immer mehr Baristi interessiert: Latte Art, oder die Kunst mit aufgeschäumter Milch im Getränk kleine Bilder entstehen zu lassen.

Getreu dem Motto „Das Auge genießt mit“ betrachten wir heute die Feinheiten der Milchschaum-Malerei und geben Tipps, wie auch aus der eigenen Tasse ein kleines Kunstwerk wird!

Wie bekomme ich die verschiedenen Muster in den Kaffee? Die Grundprinzipien

Die Grundlage der Milchschaumkunst ist schnell erklärt und nicht sonderlich kompliziert:

Durch die unterschiedlichen Eigenschaften von geschäumter Milch und Kaffee gehen die beiden Flüssigkeiten nur wiederwillig eine Verbindung ein, der Schaum bleibt als leckere, samtig-weiche Haube an der Oberfläche schwimmen.

Wird der Milchschaum beim Ausschenken mit gekonntem Schwung in den Kaffee gebracht, bilden sich kaffeefarbene Linien. Diese Linien sind es, die das Bild in der Tasse entstehen lassen.

Es kommt also bei der Verzierung auf drei Punkte an: Der richtige Kaffee, meist ein dunkler Espresso, bildet die Grundlage. Die aufgeschäumte Milch muss die richtige Struktur bilden und sich gut ausgießen lassen. Und schließlich muss das Ausgießen selbst nach bestimmten Regeln erfolgen, um ein perfektes Ergebnis zu erzielen.

Wir schauen zunächst auf die Einzelkomponenten und geben dann eine gründliche Schritt-für-Schritt Anleitung zum Nachmachen:

Der richtige Kaffee für feine Kreationen – Espressoliebhaber aufgepasst!

Prinzipiell lässt sich mit jedem Kaffee ein ansprechendes Bild erreichen. Die besten Ergebnisse erzielt der Barista jedoch mit einer dunklen Espressoröstung. Neben dem klassischen Geschmack von Latte Macchiato und Co. bietet die etwas fettigere Espressobohne eine ideale Grundlage, um sich mit dem Schaum zu verbinden.

Gerade Röstungen, die mit einem höheren Robusta-Anteil gemischt sind, neigen dazu, eine eigene Crema zu bilden – Druck sei Dank! Die gelösten Aroma- und Ölteilchen setzen sich zu einer lockeren und leichten Crema ab und vermengen sich beim Einfüllen vorbildlich mit der geschäumten Milch. So lassen sich wunderbare Kunstwerke schaffen.

Übrigens: Der zubereitete Kaffee sollte möglichst bald mit dem Schaum verziert werden, da sich die Aromen im zubereiteten Getränk schnell verflüchtigen können.

Milch wird mit einem Milchaufschäumer aufgeschäumt
Der richtige Milchschaum ist entscheidend, um die verschiedenen Motive der Latte Art hinzubekommen. © stock.adobe.com / #308549803 / Аrtranq

Perfekter Milchschaum – welche Milch eignet sich für feine Bilder?

Ganz klar, ohne Schaum gibt es keine Bilder auf der frisch gebrühten Tasse. Der feine, samtige Geschmack von perfekt aufgeschäumter Milch gibt unserem Lieblingsgetränk ein ganz neues Aroma.

Zum Aufschäumen der Milch nutzen erfahrene Baristi einen Milchaufschäumer mit Dampfdüse (*). Der Dampf erhitzt die Milch auf eine Temperatur von 60-70 Grad Celsius. Das Volumen der Milch vergrößert sich und durch das Einlagern winziger Luftblasen entsteht ein feiner Schaum.

Die Art des Milchschaums hängt von der verwendeten Milch ab. Fettreiche Vollmilch gibt einen sehr feinen, cremigen Schaum, der an Sahne erinnert. Ein hoher Eiweißgehalt der Milch lässt den Schaum stabil und feinporig werden.

Wer statt Kuhmilch vegane Varianten wie Hafer- oder Sojadrink verwenden möchte, sollte sich auf Experimente einstellen: Die unterschiedlichen Fett- und Eiweißgehalte der erhältlichen Produkte lädt zu umfangreichen Tests ein und liefert teils erstaunliche Ergebnisse.

Das richtige Eingießen – ruhige Hand und viel Geduld

Das Geheimnis von fein voneinander abgegrenzten Linien im Milchschaum liegt in der Art des Eingießens. Der warme Milchschaum taucht bei größerer Fallentfernung eine kurze Strecke in den Espresso ein und steigt dann durch die Luftblasen wieder an die Oberfläche, direkt an der Tasse angesetzt bleibt der Schaum weiß. Die unterschiedlich stark eingefärbten Teile ergeben später das fertige Muster.

Um ein gleichmäßiges, kontrolliertes Bild zu geben, benötigt es eine Menge Übung und, zumindest am Anfang, einige Kännchen voll Milch. Mit Geduld und ein wenig Experimentierfreude gelingt die Latte Art aber schnell.

Zwei Tassen mit einem Latte-Art-Motiv auf einem Holztisch
Gerade am Anfang braucht ihr für Latte Art ein wenig Geduld. Aber wie so oft gilt: Übung macht den Meister! © stock.adobe.com / #312760772 / franz12

Praxis für kreative Baristi – zwei Beispiele und viele Ideen

Die Möglichkeiten, nach denen sich Bilder in der Tasse zaubern lassen, sind beinahe grenzenlos. Wir haben zwei Anleitungen verfasst, die Lust auf mehr machen!

Das Herz – Der Klassiker

Ein weißes Herz inmitten einer feinen, braunen Crema – stilvoll und elegant kommt unser erstes Motiv daher. Und so geht es:

  1. Den Anfang macht ein frisch extrahierter Espresso in einer großen Tasse, ideal ist eine Cappuccino-Tasse
  2. Milch in einer Kanne aufschäumen (ca. 65°C)
  3. Schaum zunächst aus der Entfernung eingießen – dies lässt den Schaum braun werden, da er zunächst kurz untertaucht
  4. Jetzt langsam die Kanne näher an die Tasse führen, bis der Schaum weiß bleibt
  5. Mit einem letzten Schwung zum Tassenrand den weißen Schaum in eine Herzform bringen
  6. Präsentieren oder selbst genießen!

Das Blatt – Für Fortgeschrittene

Unsere zweite Anleitung erfordert etwas mehr Übung, zaubert aber ein wunderbar filigranes Blatt in die Tasse:

  1. Espresso in einer Cappuccino-Tasse vorbereiten
  2. Milch aufschäumen (ca. 65°C)
  3. Wie beim Herz zunächst aus größerer Entfernung eingießen – nun jedoch vom gegenüberliegenden Tassenrand
  4. Während des Eingießens den Abstand verringern und langsam zum anderen Tassenrand wandern
  5. Leichtes Hin- und Herschwanken lässt Blätter entstehen
  6. Ein gekonnter Schwung zurück zum gegenüberliegenden Tassenrand beendet das Blatt mit einem feinen Stil – fertig!

Und jetzt heißt es: Maschine vorheizen, Espresso extrahieren und experimentieren – viel Spaß!


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